Pressemitteilung

Staatliche Anerkennung der Diabetesberater gefordert

In Baden–Württemberg fehlt ein entsprechendes Weiterbildungsgesetz

Anne-Marie Schnäbele, Diabetesberaterin an der RKH Rechbergklinik Bretten und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Diabetologie Baden-Württemberg (ADBW) war zusammen mit Claudia Leippert, Diabetesberaterin und Dr. Albrecht Dapp, Diabetologe und stellvertretender Vorsitzender der Betroffenengemeinschaft Diabetiker Baden Württemberg (DBW) bei Abgeordneten von CDU, SPD und Grünen um das Anliegen der beruflichen Anerkennung von Diabetesberatern/Diabetesberaterinnen zu besprechen.

Die Diabetesepidemie erfordert energische präventive Maßnahmen und eine angemessene Versorgung sowohl im stationären, wie auch im ambulanten Bereich. Die Diabetesberater/innen bilden ein unverzichtbares Teammitglied innerhalb der Versorgung der Diabetespatienten. Diese Berufsgruppe unterstützt die Empfehlung des Fachbeirats Diabetologie des Landes Baden-Württemberg zum Erhalt diabetologischer Schwerpunkte in den Kliniken und trägt damit zu einer Verbesserung der diabetologischen Versorgung im stationären Pflegebereich bei. Im ambulanten Bereich übernehmen die Diabetesberater je nach Gegebenheit die Betreuung und Beratung der Diabetespatienten in Abstimmung mit dem Arzt.

Diabetesberater/innen sind bildungspolitisch meist mit einem Gesundheitsfachberuf mit Weiterbildung wie zum Beispiel eine Fachpflegeperson ausgestattet – es fehlt systembedingt an einer beruflichen und monetären Anerkennung dieses qualifizierten Beratungsberufes.
Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass die Zusammenarbeit und Vernetzung im Gesundheitswesen ausgebaut und verstärkt werden muss. Des Weiteren müssen Schritte für eine sektorenübergreifende Versorgung eingeleitet werden. Die Aufgabenverteilung im Gesundheitssystem muss neu justiert werden und den Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung übertragen werden.

Vor vielen Jahren wurden in Rheinland-Pfalz vorbildhaft aufgrund des vorhandenen Weiterbildungsgesetzes die Diabetesberatungsberufe staatlich anerkannt, wenn diese mit einem Gesundheitsfachberuf als Grundberuf ausgestattet waren (Pflege, Diätassistent/in). In den oben genannten Gesundheitsfachberufen wird länderübergreifend eine Weiterbildung mit 720 Stunden anerkannt. Diabetesberater weisen insgesamt 1800 Weiterbildungsstunden (516 Stunden Theorie, 585 Stunden Praxis und 700 Stunden Selbstlernphasen in Theorie und Praxis) vor. Da in Baden –Württemberg kein Weiterbildungsgesetz existiert, fordern die Diabetesberater wenigstens eine politische „berufliche“ Anerkennung, analog beispielsweise zur Anästhesiepflege.

Das erste Gespräch fand mit Rainer Hinderer, SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziales und Integration im Landtag zusammen mit Dr. Albrecht Dapp statt. Hier wurden auch die weiteren Themen und Anliegen der ADBW und des Diabetesbeirates wie das Zweitmeinungsverfahren und die Telemedizin angesprochen. Für die berufliche Anerkennung der Diabetesberater zeigte sich Hinderer sehr aufgeschlossen. Den Vorschlag des SPD-Landtagsabgeordneten zu einer Veranstaltung im Landtag anlässlich des Weltdiabetestags 2019 wurde von DBW und ADBW gerne angenommen.

Ein weiteres Gespräch zusammen mit Claudia Leippert erfolgte mit Stefan Teufel, CDU-Landtagsabgeordneter und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziales und Integration, im Beisein von Joachim Kössler, CDU-Landtagsabgeordneter und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Finanzen. Beide Landtagsabgeordneten können sich bei einem „Schritt um Schritt –Verfahren“ gekoppelt mit einem Pilotprojekt das Ziel einer Anerkennung des Berufsbildes Diabetesberater vorstellen.

Ein weiterer Gesprächspartner zum Anliegen war der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Poreski, der sich spontan zu einem Gespräch bereit erklärte und dazu weitere Informationen beisteuerte.

Die Digitalisierung verändert Berufe. Berufe, die wir aus unserer Jugend kannten, sind inzwischen nicht mehr vorhanden oder bestreiten ein Nischendasein. Dieser schnelllebige Wandel erfasst auch das Gesundheitswesen mit neuen Handlungsfeldern. Jedoch auch die Lebensarbeitszeit verändert sich in seiner Länge und seiner Belastung. Der demographische Wandel erfordert eine längere Lebensarbeitszeit, um den Generationenvertrag zur Sozialabsicherung zu erfüllen. Die Arbeit in der Pflege ist körperlich anstrengend und führt, bedingt durch immer kürzere Verweildauern in Kliniken, dem Schichtdienst mit Nachtdienst und dem Anstieg der Alterssituation der Patienten, zunehmend zu einer höheren psychischen und physischen Belastung. Einige in der Mitte ihres Berufslebens werden diesen Herausforderungen nicht mehr gerecht und kommen in die Berufsunfähigkeit. Eine über lange Jahre erworbene medizinische Kompetenz verschwindet dadurch aus dem Gesundheitswesen.
Hier könnten Umschulungen zu Beraterberufen wie Diabetesberatern, Gesundheitscoaches oder ähnlichen zukünftigen Berufen vielleicht auch in der Telemedizin diese medizinische Kompetenz im Gesundheitswesen erhalten und zum Wohle von Erkrankten einsetzen. Menschen mit Diabetes Typ 2 im höheren Alter vertrauen gerade Beratern in der Mitte des Lebens, da sich oftmals ihre eigene Lebenseinstellung wiederspiegelt.