Knie

Meniskus

Verletzungen am Innen- oder Außenmeniskus können degenerativer Ursache, traumatischer Ursache (Knieverdrehung beim Sport) wie auch Folgen einer Knieinstabilität nach einer Kreuzbandverletzung sein. Bei der Operation sollte nach Möglichkeit so viel gesundes Meniskusgewebe wie möglich erhalten werden. Das Vorgehen schließt auch eine Wiederherstellung großer abgerissener Meniskusanteile auch in schwierigen Fällen insbesondere bei jungen Patienten ein.

In unserer Abteilung erfolgen jährlich über 300 Meniskusnähte und -refixationen. Die Ergebnisse unserer wissenschaftlichen Nachuntersuchung sind dabei sehr gut. Der Eingriff kann meist ambulant durchgeführt werden. 

Nach einer Wiederherstellung sind eine Teilbelastung von 4 Wochen und das Tragen einer Knieorthese für 6 Wochen notwendig. In Sonderfällen kann die Implantation eines Meniskus-Implantates erforderlich sein.

Arthroskopische Meniskusnaht

Arthroskopische Versorgung nach komplexer Knieverletzung

Arthroskopische Meniskus-Wurzelrefixation

Knorpelverletzung

Die Ursachen für Knorpelverletzungen sind vielfältig. Sie können isoliert an einer Stelle auftreten, aber auch großflächig das ganze Kniegelenk betreffen. Bei Patellaluxationen oder Kreuzbandrissen kommt es häufig zu akuten Knorpelschäden. Oftmals sind diese auch Begleitverletzungen bei Frakturen (Knochenbrüchen) oder Folge von Meniskusverletzungen und Meniskusverlust. Typischerweise kommt es auch bei Kniegelenksinstabilität (z. B. bei einer nicht therapierten Kreuzbandverletzung) zu Knorpelschäden.

Knorpelzelltransplantation - Autologe Chondrozytentransplantation (ACT)

Dieses Verfahren kommt vorwiegend bei größeren Knorpelschäden (ab ca. 2 – 2,5 cm2) zum Einsatz. Dabei werden in einem ersten Eingriff körpereigenen Knorpelzellen aus dem Kniegelenk entnommen und nach Anzüchtung und Vermehrung dieser Zellen im Labor nach ca. drei Wochen wieder eingesetzt. Durch dieses Verfahren wird eine hohe Knorpelqualität erreicht. Die Applikation erfolgt je nach zugrunde liegendem Knorpelschaden entweder mit einer von Knorpelzellen besetzten, vliesähnlichen Matrix, die in den Defekt eingenäht wird, oder in sehr moderner und schonender Art mit einer Knorpelzellsuspension, welche arthroskopisch in den Defekt eingebracht wird und dort aushärtet (s. Bsp.). 

Je nach Lokalisation des Knorpeldefektes im Kniegelenk ist die Nachbehandlung variabel. Meist ist eine Teilbelastung von 2-8 Wochen notwendig.

Knorpelschaden am Oberschenkel

Komplette Defektfüllung mittels arthroskopisch eingebrachter Knorpelzellen in Flüssigmatrix

Vorbereitung der gezüchteten Zellen

Transplantation von Knorpel-Knochen-Zylindern (osteochondrale Transplantation, OCT)

Dieses Verfahren kommt bei umschriebenen Knorpelschäden (bis ca. 1,5 cm²) zum Einsatz, insbesondere dann, wenn auch der unter dem Knorpel liegende Knochen eine Schädigung aufweist (z. B. bei einer Osteochondrosis dissecans). Dabei wird das Defektareal mit speziellen Instrumenten kreisförmig ausgestanzt. Aus einem weniger belasteten Areal des Kniegelenks wird dann in analoger Weise ein Zylinder mit intakter Knorpelschicht und darunter liegendem Knochen ausgestanzt und an den Ort der Schädigung transplantiert.

Es handelt sich um eine sehr anspruchsvolle Technik, die aber arthroskopisch durchgeführt werden kann. Grundsätzlich ist nur ein Eingriff notwendig.

Postoperativ ist eine Teilbelastung für vier Wochen notwendig.

Defekt des Gelenkknorpels

Eingebrachter Zylinder

Mikrofrakturierung und Abrasionschondroplastik

Dieses Verfahren kommt vorwiegend bei größeren Knorpelschäden (ab ca. 2 – 2,5 cm2) zum Einsatz. Dabei werden in einem ersten Eingriff körpereigenen Knorpelzellen aus dem Kniegelenk entnommen und nach Anzüchtung und Vermehrung dieser Zellen im Labor nach ca. drei Wochen wieder eingesetzt. Durch dieses Verfahren wird eine hohe Knorpelqualität erreicht. Die Applikation erfolgt je nach zugrunde liegendem Knorpelschaden entweder mit einer von Knorpelzellen besetzten, vliesähnlichen Matrix, die in den Defekt eingenäht wird, oder in sehr moderner und schonender Aa

Dies sind die sog. knochenmarkstimulierenden Verfahren. Dabei wird im Bereich des Knorpelschadens mit speziellen Instrumenten das darunterliegende Knochenmark eröffnet. Dadurch gelangen Zellen in das Defektareal, die eine Art Ersatzknorpel produzieren können. Das Verfahren kommt entweder bei kleinen Defekten zum Einsatz, es ist jedoch auch bei größeren Schäden möglich, und insbesondere bei bereits deutlich arthrotischen Veränderungen die Therapie der Wahl.

Je nach Lokalisation des Knorpeldefektes im Kniegelenk ist die Nachbehandlung variabel. Meist ist eine Teilbelastung von 2-8 Wochen notwendig.

Bsp: Mikrofrakturierung (einmal kleines Areal mit Blutungen, einmal großflächig)

Mikrofrakturierung

direkt nach der Mikrofrakturierung

nach Mikrofrakturierung Kontrolle nach einem Jahr

Refixation von Knorpelfragmenten

Bei akuten Verletzungen (z. B. einer Patellaluxation) kommt es in manchen Fällen zur Aussprengung ganzer Knorpelstücke. In manchen Fällen ist hier eine Refixation des Fragmentes möglich, insbesondere bei jungen Patienten mit großen Defekten, und wenn es sich um ein Knorpel-Knochen-Stück handelt. Der Vorteil ist hierbei, dass der körpereigene Knorpel erhalten werden kann. Eine zeitnahe Operation ist hier unabdingbar.

Bsp.: Knorpelfragmente

Bild eines Knorpel-Knochen-Flakes vor und nach arthroskopischer Refixation

Begleitende Beinachsenfehlstellung und Bandinstabilitäten

Bei vielen Patienten mit Knorpelschäden besteht begleitend und oft auch (Teil-)Ursache der Knorpelschäden eine Fehlstellung des Beines, z. B. als O-Bein oder X-Bein. So führt eine starke O-Bein-Stellung zu einer deutlich vermehrten Belastung der Kniegelenksinnenseite, eine X-Bein-Stellung entsprechend zu einer Mehrbelastung der Kniegelenksaußenseite. Wenn diese Fehlstellungen ein gewisses Maß überschreiten sollte auch eine Korrektur der Beinachse erfolgen, um ein gutes Ergebnis der Knorpelreparation erreichen zu können (Link: Beinachse)

Ebenso ist ein stabiles Kniegelenk mit intakten Bändern Voraussetzung für das Funktionieren der Knorpelreparation. Sollte sich eine Insuffizienz z. B. der Kreuzbänder zeigen ist eine Stabilisierung mittels Bandplastik meist zu empfehlen. 

In der Regel können alle diese Kombinationseingriffe in einer Operation durchgeführt werden.

Symptome

Knorpelschäden äußern sich meist durch Schmerzen und Ergussbildung des Kniegelenks. Bei freien Knorpelstücken (Flakes) kann es auch zu Blockierungen kommen. Je nach zugrundeliegender Ursache kann die Symptomatik aber auch im Hintergrund stehen.

Therapie

Abhängig von der Größe und der Art des Knorpelschadens werden in unserer Klinik alle modernen Verfahren der Knorpelreparation und des Knorpelersatzes durchgeführt:

Vorderes Kreuzband

VKB-Ruptur

Die vordere Kreuzbandruptur (VKB-Ruptur) zählt zu den häufigsten Bandverletzungen am Kniegelenk. Die Verletzungen ereignen sich insbesondere beim Fußball, Handball und beim Skifahren. Aber auch Stürze im Alltag können zur vorderen Kreuzbandruptur führen. Ein erfahrener Arzt kann die Verletzung sicher und zuverlässig durch die klinische Untersuchung diagnostizieren - genauer als mittels einer Kernspintomographie (MRT).

Nach dem Unfall ist das Knie meist geschwollen und in seiner Bewegung eingeschränkt. Wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind, klagen die meisten Patienten über ein Unsicherheits- oder Instabilitätsgefühl im Kniegelenk vor allem bei Drehbewegungen. Patienten mit länger zurückliegender Verletzung berichten hingegen oft über Schmerzen im Kniegelenk.

Diese Instabilität (Unsicherheitsgefühl) kann zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen und schwerwiegende Folgeschäden in Form von Knorpelschäden und Meniskusverletzungen nach sich ziehen.

Kreuzbandverletzungen bei Kindern sollten unbedingt operativ versorgt werden, um die drohenden Folgeschäden wie Meniskus- und Knorpelzerstörung zu vermeiden.

In der orthopädischen Klinik Markgröningen werden mittlerweile mehr als 1.300 vordere Kreuzbandrekonstruktionen jährlich durchgeführt.

Klinische Untersuchung des Kniegelenks

Ergänzende instrumentelle Untersuchung des Kniegelenks mittels KT-1000-Kniearthrometer

Vordere Kreuzbandruptur

Vordere Kreuzbandruptur im MRT

VBK-Ruptur intraoperativ

Schwere Folgeverletzung mit Innen- und Außenmeniskuskorbhenkelruptur bei nicht-therapierter vorderer Kreuzbandverletzung bei einer 20-jährigen Handballerin

OP-Technik

Das verletzte Kreuzband wird im Rahmen einer arthroskopischen Operation durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Als Transplantate haben sich hierfür vor allem die Kniebeugesehnen (Semitendinosus-, und Gracilissehne) bewährt. Die Vorteile dieser Sehnen sind eine sehr hohe Primärstabilität, eine unproblematische Sehnenentnahme sowie die schonende und kosmetisch günstige Entnahme über einen kleinen Hautschnitt an der Schienbeinvorderkante. Durch eine gelenknahe Fixierung mit auflösbaren (bioresorbierbaren) Schrauben wird eine sichere Einheilung der Sehnen im Knochen gewährleistet.

Begleitend können Knorpelschäden und Meniskusverletzungen behandelt werden.

VBK-Plastik intraoperativ: 

OP-Technik bei Kindern mit offenen Wachstumsfugen

Es erfolgt ebenfalls die Kreuzband-Plastik aus einer Kniebeugesehne. Im Gegensatz zu ausgewachsenen Patienten erfolgt die Fixation nicht mit Schrauben, da diese die Wachstumsfuge blockieren und somit zu einem Fehlwachstum führen können. Das Transplantat hängt an beiden Enden an gelenkfernen Titan-Aufhängungen. Dadurch werden die Wachstumsfugen geschont und das Transplantat kann mitwachsen. Nach der Operation sollte bis zur Einheilung der Sehne eine spezielle Kinder-Schiene getragen werden.

Postoperative Röntgenaufnahmen nach VKB-Rekonstruktion bei einem 12-jährigem Patienten in wachstumsfugenschonender Technik.

Spezielle VKB Orthesen für Kinder

Nachbehandlung

Nach der Operation kann direkt mit Krankengymnastik begonnen werden. Durch die gelenknahe Schraubfixierung ist eine frühfunktionelle Rehabilitation möglich. Eine Knieschiene (Orthese) ist nur bei Begleitverletzungen (z. B. Meniskusrefixation, Innenbandverletzung) und Revisionen nötig. Eine Limitierung der Beugung ist nicht nötig. Eine volle Belastung ohne Gehstützen ist bereits nach 1-2 Wochen möglich. Die Arbeitsunfähigkeit nach der Operation beträgt in der Regel 3-4 Wochen. Abhängig von Begleitverletzungen (z. B. Meniskusrefixation, Innenbandverletzung) kann auch eine längere Nachbehandlung notwendig sein.

Hinteres Kreuzband

HKB-Ruptur

Verletzungen am hinteren Kreuzband (HKB-Ruptur) sind seltener als am vorderen Kreuzband und werden leider häufig übersehen. Frische Rupturen sind in der Kernspin-Untersuchung gut zu sehen. Ältere Verletzungen können mit einer gehaltenen Röntgenaufnahmen sicher diagnostiziert werden. Die Verletzungen ereignen sich oftmals bei Verkehrsunfällen im Rahmen eines Knieanpralltraumas („dashboard injury“) sowie bei Motorradunfällen. Knapp die Hälfte der HKB-Verletzungen sind jedoch Folge von Sportverletzungen. Häufig liegen Kombinationsverletzungen vor, die meist die äußere Kniegelenkskapsel mit betreffen. In diesen Fällen ist eine kombinierte Rekonstruktion von hinterem Kreuzband und den peripheren Strukturen notwendig. Meist kommt eine Stabilisierung in modifizierter Larson-Technik zum Einsatz.

Funktionsaufnahme zur Beurteilung des hinteren Kreuzbandes mit Krafteinleitung von vorne und in diesem Beispiel deutlicher Verschiebung des Unterschenkels nach hinten (hintere Schulade)

MRT eines frisch verletzten hinteren Kreuzbandes

OP-Technik

Das hintere Kreuzband wird im Rahmen einer arthroskopischen Operation mit körpereigenen Sehnen ersetzt. Meistens werden die Kniebeugesehnen (Semitendinosus-, und Gracilissehne), welche über einen kleinen Schnitt an der Schienbeinvorderkante entnommen werden, verwendet. Zur Rekonstruktion werden im Ansatzbereich des Bandes Bohrkanäle angelegt, in welche die Sehnen eingezogen und mit bioresorbierbaren Schrauben fixiert werden. Begleitverletzungen (Menisken, Knorpel, Außen- und/oder Innenband) können zeitgleich versorgt werden. Die OP-Zeit beträgt etwa 45 Minuten.

HKB-Transplantat in den Bohrkanal eingezogen (intraoperativ)

Bild links: Entnahme der Sehnen über kleinen Schnitt am Unterschenkel
Bild Mitte: Anlegen der Bohrkanäle und Fadenmanagement
Bild rechts: Einzug des Fertig präparierten Transplantates

Nachbehandlung

Die Rehabilitation nach einer OP des hinteren Kreuzbandes ist aufwändiger als nach einer OP des vorderen Kreuzbandes. Die ersten 8 Wochen wird die hintere Schublade mit einer Orthese vermieden. Mit der Orthese kann nach 2-3 Wochen ohne Gehstützen belastet werden. Krankengymnastische Übungen sollten in den ersten 6 Wochen nur dosiert erfolgen. Die Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel 4 - 6 Wochen.

Ergebnisse

Funktionsaufnahmen vor und nach operativer Versorgung mittels hinterer Kreuzbandplastik. Die deutliche Verschieblichkeit des Unterschenkels nach hinten (linkes Bild) ist postoperativ komplett aufgehoben (rechtes Bild).

Kombinierte Bandverletzungen

Bei komplexen Unfallmechanismen, insbesondere Verkehrs- und Sportunfällen, kann es zur gleichzeitigen Schädigung mehrerer Bänder des Kniegelenks oder zu einer kompletten Verrenkung (Kniegelenksluxation) kommen.

MRT-Bilder nach schwerer Kniegelenksluxation beim Skifahren mit Riss von vorderem und hinteren kreuzband, Innenband, Außenband und Luxation des Außenmeniskus.

In vielen dieser Fälle ist zur Stabilisierung meist die kombinierte Rekonstruktion mehrerer Bänder notwendig. In unserer Klinik wird dies in der Regel gleichzeitig durchgeführt, so dass nur eine Operation notwendig ist.
Hierbei werden die gerissenen Bänder (vorderes und hinteres Kreuzband, Innen- und Außenband) mit körpereigenen Sehnen wiederhergestellt. In manchen Fällen können auch Spendersehnen (Allografts) verwendet werden.

Röntgenbilder einer Verrenkung des Kniegelenks (Kniegelenksluxation)

Intraoperatives Bild nach Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes und gleichzeitiger Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (in diesem Fall in Doppelbündel-Technik).

Kniescheibe

Zur Stabilisierung einer Instabilen Kniescheibe (Patella) stehen mehrere OP-Techniken zur Verfügung. Nicht jeder Patient muss hier mit der größten und aufwendigsten Operation versorgt werden. Neue Studien zeigen zunehmend die genauen Ursachen der Instabilisierung (Luxation) auf, so dass wir nach den entsprechenden Untersuchungen die Operation individuell planen können. Zum Einsatz kommen rein arthroskopische Verfahren zur Raffung des medialen Halteapparates der Kniescheibe bis hin zu Versetzungen der Kniescheibensehnen- Aufhängung und Rekonstruktion des medialen Patello-femoralen Bandes (MPFL).

In seltenen Fällen ist die Inkongruenz des patellofemoralen Gelenkes so stark, dass die Form der Gleitrinne, in der die Kniescheibe läuft, angepasst (d.h. vertieft) werden muss. Oft wird bei dieser offenen Operation das MPFL ebenfalls rekonstruiert.

Häufig sind auch überlastungsbedingte Knorpelschäden an der Kniescheibe und dem gegenüberliegenden Gleitlager. Meist kann hier konservative Therapie Linderung verschaffen. Bei größeren Schäden sind auch hinter der Kniescheibe alle knorpelreparative Maßnahmen anwendbar.

Kniescheiben-Luxation:

MPFL

Kommt es mehrfach zur Verrenkung der Kniescheibe liegt fast immer eine „Dysplasie“ (d.h. Eine unzureichend ausgeprägte Form) des Gleitlagers der Kniescheibe vor, so daß die Kniescheibe beim Übergang von voller Streckung zu Beugung aus der Bahn gleitet und auf die Außenseite kippt (habituelle Patellaluxation). Eine Verstärkung des MPFL behebt zwar nicht die Ursache der Luxationen, kann diese jedoch sicher verhindern ohne den Druck auf den Knorpel zu erhöhen.

Ist zusätzlich die Insertion der Kniescheibe am Schienbein nach außen verlagert entsteht zusätzlich ein Zugmoment nach außen, was eine erneute Luxation begünstigt. Bei größeren Verlagerungen muss hier evtl zeitgleich eine Versetzung des Patellasehnen-Ansatzes erfolgen.

Indikation

Rezidivierende Patellaluxationen, oft ist jedoch eine Versorgung bereits nach dem ersten Luxations-Ereignis

sinnvoll.

OP-Technik

Ziel der operativen Versorgung ist die Wiederherstellung der Patella-Stabilität. Hierfür wird das MPFL mithilfe eines körpereigenen Sehnentransplantats (Sehne des M.Grazilis) verstärkt. 

Bei der von Dr. Richter entwickelten OP-Methode wird im Bereich der Kniescheibe kein Fixationsmaterial verwendet. In der minimalinvasiven Operation wird die Sehne innenseitig an der Kniescheibe in einem V-förmigen Bohrkanal verankert. Der Eingriff erfolgt arthroskopisch kontrolliert, so dass die Wiederherstellung der Gelenkverhältnisse im patellofemoralen Gelenkanteil unter visueller Kontrolle erfolgen kann.

Nachbehandlung

Nach der Operation sollte eine Teilbelastung für 14 Tage eingehalten werden. Krankengymnastik ab dem ersten Tag. Volle Sportfähigkeit besteht meist wieder nach 3-4 Monaten.

Ergebnisse

In einer eigene Studie konnten wir 111 Patienten nachuntersuchen, die 2010 eine MPFL-Rekonstruktion erhalten hatten. In über 97% konnten weitere Luxationen verhindert werden.

Trochleaplastik

Die individuelle Ausprägung der Formschwäche der Kniescheibengleitrinne (Trochleadysplasie) ist sehr unterschiedlich. In seltenen Fällen ist die Inkongruenz des patellofemoralen Gelenkes so stark, dass die Form der Gleitrinne, in der die Kniescheibe läuft, angepasst (das heißt vertieft) werden muß. In diesen Fällen kann die instabilität der Knieschiebe nicht allein durch eine Bandrekonstruktion wie zum Beispiel eine MPFL-Rekonstruktion beherrscht werden. Bei dieser offenen Operation wird ein knorpeliger Anteil der Kniescheibengleitrinne abelöst und der darunter liegende Knochen vertieft. Anschließend wird der Knorpel anmodelliert und refixiert, so dass er wieder in der vertieften Gleitrinne festwachsen kann. Bei Patientent mit hochgradiger Trochleadysplasie kann durch dieses Verfahren die Stabilität und Führung der Kniescheibe im Bewegungsverlauf des Knies verbessert werden. In der Regel erfolgt eine begleitende Rekonstruktion des MPFL in der gleichen Operation.

Tuberositas-Versetzung

Selten ist ein zu weit außen gelegener Ansatz der Patella-Sehne am Schienbein mitverantwortlich für das Herausspringen der Kniescheibe. In diesen Fällen erfolgt eine Vermessung mittels spezieller computertomographischer Untersuchungsmethoden. Der Ansatz kann dann gelöst und weiter innenseitig platziert werden.

OP-Technik
Über einen kleinen Schnitt am Schienbein wird der Ansatz der Patella-Sehne mittels einer oszillierenden Säge abgelöst und unter arthroskopischer Kontrolle nach medial (Richtung Innenseite) verschoben. Die Refixation erfolgt übungsstabil mittels zweier Schrauben, so dass direkt mit Physiotherapie begonnen werden kann.
Oft wird die Operation in Kombination mit einer MPFL-Plastik durchgeführt.

Nachbehandlung
Teilbelastung für 2 Wochen, weitere 4 Wochen sollen Beugebelastungen vermieden werden.

Achsfehlstellung

Achsfehlstellungen der Beine können auf verschiedene Art und Weise Probleme verursachen. So kommt es bei O-Bein-Fehlstellung zu einer erhöhten Belastung der Kniegelenksinnenseite, analog führt eine X-Bein-Fehlstellung zu einer Mehrbelastung der Kniegelenksaußenseite. Je größer die Fehlstellung, umso höher ist auch die Belastung.

Meniskus- und Knorpelschäden bis hin zur ausgeprägten Kniegelenksarthrose können die Folge sein. Eine Achskorrektur kann in vielen Fällen die Beschwerden verbessern, indem die Belastungsachse des Knies geändert wird - und der angegriffene Teil des Kniegelenks entlastet wird.

Dies wird frühzeitig empfohlen, um der Entwicklung einer Arthrose vorzubeugen. Andererseits ist es in vielen Fällen auch bei bereits fortgeschrittenen Arthrosen möglich, eine endoprothetische Versorgung ("Kunstgelenk") zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. In vielen Fällen ist es die einzige Alternative zur Prothese.

Neben der eigentlichen Achskorrektur erfolgt im Rahmen der operativen Versorgung immer auch eine Kniegelenksspiegelung. Bei hochgradigen Knorpelschäden wird dann ergänzend auch eine Reparatur durchgeführt (Mikrofrakturierung / Abrasionschondroplastik).

Achskorrektur O-Bein

Die weitaus häufigere Fehlstellung ist die O-Bein-Fehlstellung. Dabei kommt es zu einer Mehrbelastung der Kniegelenksinnenseite. Im Rahmen der Achskorrektur wird das O-Bein begradigt bzw. meist in eine leichte X-Bein-Fehlstellung überführt.

Es gibt verschiedene OP-Techniken für diese Achskorrektur. In den letzten Jahren hat sich die sog. "hohe tibiale Osteotomie" (HTO) als Standardverfahren etabliert. Die Korrektur erfolgt dabei am Schienbein, knapp unterhalb des Kniegelenks. Der Knochen wird von der Innenseite her angesägt, und anschließend langsam aufgespreizt. Ist das gewünschte Korrekturausmaß erreicht, erfolgt die Stabilisierung mit einem Titanimplantat. Der Spalt im Knochen muss nicht aufgefüllt werden, sondern heilt ähnlich einem Knochenbruch über mehrere Wochen komplett zu.

Sollte sich in der ebenfalls durchgeführten Kniegelenksspiegelung bereits  hochgradige Knorpelschäden zeigen, wird in den betroffenen Arealen zusätzlich eine Knorpelreparatur durchgeführt (z. B. Mikrofrakturierung/ Abrasionschondroplastik).

Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist für 5-6 Tage erforderlich. Postoperativ darf das Knie frei bewegt werden, eine Teilbelastung (10-20 kg) ist für 4-8 Wochen notwendig.

In den meisten Fällen erfolgt nach ca. einem Jahr die Entfernung der Metallplatte. Hier ist nach der OP eine zügige Vollbelastung möglich.

Schwere innenseitige Arthrose des Kniegelenks mit aufgehobenem Gelenkspalt

Röntgenkontrolle nach der OP

Röntgenkontrolle nach einem Jahr

Achskorrektur X-Bein

Achskorrektur X-Bein

Seltener als die O-Bein-Fehlstellung ist die X-Bein-Fehlstellung. Dabei kommt es zu einer Mehrbelastung der Kniegelenksaußenseite. Im Rahmen der Achskorrektur wird das X-Bein begradigt. Dadurch wird die Hauptbelastung von der Knieaußenseite genommen und in die Mitte sowie die innenseitigen Kniegelenksabschnitte verlegt.

Es gibt verschiedene OP-Techniken für diese Achskorrektur, in den letzten Jahren hat sich die sog. "distale femorale Osteotomie" (DFO) als Standardverfahren etabliert. Die Korrektur erfolgt dabei am Oberschenkel, knapp oberhalb des Kniegelenks. An der Innenseite des Knochens wird ein Keil herausgesägt. Die zur Korrektur notwendige Keilhöhe wird bereits vor der Operation im Rahmen einer Computerplanung bestimmt. Anschließend wird der Knochen zugeklappt und mit einer Titanplatte fixiert. Über mehrere Wochen heilt der Knochen - ähnlich einem Knochenbruch - wieder aus.

Sägen und Entfernen eines Knochenkeils

Schließen der Osteotomie und Fixation mit Platte

Postoperative Kontrolle

Deutliche X-Bein-Stellung

Korrektur von deutlicher X-Bein-Stellung auf eine gerade Achse

Sollte sich in der ebenfalls durchgeführten Kniegelenksspiegelung bereits hochgradige Knorpelschäden zeigen, wird in den betroffenen Arealen zusätzlich eine Knorpelreparatur durchgeführt (z. B. Mikrofrakturierung/ Abrasionschondroplastik).

Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist für 5-6 Tage erforderlich. Postoperativ darf das Knie frei bewegt werden, eine Entlastung ist für 8 Wochen notwendig.

In den meisten Fällen erfolgt nach ca. einem Jahr die Entfernung der Metallplatte. Hier ist nach der OP eine zügige Vollbelastung möglich. In Fällen in denen die Platte nicht stört ist eine Entfernung nicht notwendig.