RKH Adipositaszentrum Nordwürttemberg

Die Diagnostik und Behandlung der Adipositas erfordert aufgrund der vielen auftretenden Komorbiditäten (Nebenerkrankungen) und der jetzt zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten einen interdisziplinären Diagnostik- und Therapie-Ansatz.

Die Beratung von Patienten mit Adipositas erfolgt in den verschiedenen Fachabteilungen des Krankenhauses Bietigheim-Vaihingen. Hier werden Sie über prinzipielle Möglichkeiten zur strukturierten Gewichtsreduktion informiert. Bei Bedarf können Ernährungsmodifikationen besprochen und eingeleitet oder sporttherapeutische Maßnahmen initiiert werden. Strukturierte Kurse zur langfristigen Gewichtsreduktion können über unsere Kooperationspartner oder durch die Krankenkassen vereinbart werden.
 
Eine chirurgische Therapie wird nur bei adipösen Patienten durchgeführt, bei denen die konservativen Methoden zur Gewichtsreduktion vollständig ausgeschöpft sind.

In interdisziplinären Teambesprechungen werden die optimalen Therapiemaßnahmen individuell besprochen. Die bariatrischen Eingriffe erfolgen durch ein speziell ausgebildetes Team. Eine strukturierte Nachsorge nach Adipositaschirurgie erfolgt ebenfalls am Standort Bietigheim. Es findet außerdem eine interne Qualitätssicherung sämtlicher Maßnahmen statt, die regelmäßig veröffentlicht wird.

Leistungsspektrum

Diagnostik & Therapie

Endokrinologie/Innere Medizin

Bei einem erheblichen Teil der Patienten mit einem krankhaften Übergewicht (Adipositas) besteht bereits eine Insulinresistenz, etwa 15 bis 20 % der Patienten leiden sogar an einem Diabetes mellitus Typ 2. Die Patienten haben eine hohe Morbidität. Adipositas ist ein hoher Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-/ Kreislauferkrankungen, anderer Erkrankungen, wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Bluthochdruck. Dazu ist die Gefahr einer Herz-/ Kreislauferkrankung deutlich erhöht, ebenso wie das Risiko eines verfrühten Todes. Adipositas erhöht das Risiko für einen arteriellen Hypertonus, Diabetes mellitus, Refluxösophagitis, Schlaganfälle und Tumorerkrankungen, sowie für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom. Ab einem Body-Mass-Index von über 30 kg/m² ist das Krankheitsrisiko deutlich erhöht.
Neben der Diagnostik möglicher Adipositas-assoziierter Komorbiditäten, besteht die Frage möglicher hormoneller Störungen, die das Auftreten einer krankhaften Adipositas auslösen oder fördern. Hierzu gehört das Bestehen eines Diabetes, das Vorliegen einer krankhaften Störung der Schilddrüse oder eine vermehrte Ausscheidung eines Nebennierenhormons (Cortisol). Im Rahmen der endokrinologischen Abklärung können diese Erkrankungen detektiert und müssen ggf. behandelt werden.

Gastroenterologie

Um Übergewicht zu reduzieren gibt es auch die Möglichkeit, während einer Magenspiegelung einen sogenannten Magenballon in den Magen einzubringen. Mit einer Flüssigkeit gefüllt, simuliert der Magenballon eine Füllung des Magens und somit ein Sättigungsgefühl. Eine langfristige Umstellung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens ist dennoch zwingend erforderlich um dauerhaft Gewicht reduzieren zu können. Die Entfernung des Magenballons findet nach 6-12 Monaten im Rahmen einer erneuten Gastroskopie statt.
Neben dem Magenballon bieten wir Ihnen auch die Möglichkeit einer diagnostischen Magenspiegelung (z. B. vor einer Operation zum Ausschluss einer Helicobacter-Besiedlung) an.

Psychosomatische Diagnostik und Therapie

Häufig spielen bei Übergewichtigkeit seelische Faktoren eine bedeutsame Rolle. Etwa jeder vierte Adipositas-Patient leidet an einer behandlungsbedürftigen Essstörung mit schambesetzten und oft heimlichen Essanfällen (Binge Eating Störung), die vermehrt unter Stress und in konflikthaften Situationen auftreten. Weiter bestehen neben der Adipositas oft auch depressive Symptome oder anderweitige psychische Beeinträchtigungen, bei denen eine Mitbehandlung angezeigt sein kann. 

Erstgespräch

In einem ausführlichen Erstgespräch besprechen wir mit Ihnen die Entwicklung der Übergewichtigkeit vor dem Hintergrund Ihrer individuellen Lebensgeschichte und klären das eventuelle Vorliegen einer Essstörung ab. Außerdem fragen wir nach weiteren psychischen Auffälligkeiten und Symptomen (z.B. Symptome einer Depression oder einer Traumafolgestörung). Dieses Erstgespräch bieten wir jedem Patienten an, vor geplanten chirurgischen Eingriffen erfolgt es regelhaft.

Mitbehandlung

Wenn bei Ihnen eine behandlungsbedürftige Essstörung oder anderweitige psychische Erkrankung vorliegt, kann diese in der Psychosomatischen Ambulanz mitbehandelt werden. In manchen Fällen ist auch eine teil- oder vollstationäre psychosomatische Behandlung angezeigt. Eine solche Mitbehandlung spricht in aller Regel nicht gegen eine weitere chirurgische Behandlung mit Magenverkleinerung, ist jedoch oft für das therapeutische Gesamtergebnis von entscheidender Bedeutung.

Chirurgie

Operative Verfahren der Adipositas und Metabolischen Chirurgie am RKH Adipositaszentrum Nordwürttemberg

Die morbide Adipositas stellt eines der größten Gesundheitsprobleme der westlichen Welt dar. Die WHO hat deshalb bereits 1997 das krankhafte Übergewicht als globale Epidemie eingestuft. Es wird derzeit vermutet, dass über 1,6 Milliarden Menschen weltweit übergewichtig sind.

Der Anteil von krankhaft Adipösen steigt dabei überproportional an, so auch in Deutschland. Der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes von 2012 ergab, dass der Anteil von Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) zwischen 30-35 zwischen 1999 und 2009 um 40% gestiegen ist. Die Gruppe mit einem BMI von 40 und mehr hat sich jedoch fast verdoppelt (Mikrozensus 2012). Angesichts dieser starken Zunahme der morbiden Adipositas verwundert die ebenso rasche Zunahme der Adipositas induzierten Nebenerkrankungen nicht. Diabetes Mellitus Typ II, arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, obstruktives Schlafapnoesyndrom und Erkrankungen des Bewegungsapparates stellen sich in der Gruppe der schwer adipösen Patienten unverhältnismäßig oft und sehr früh ein.

Für diese Patientengruppe stellt die Adipositas- oder Bariatrische Chirurgie die effizienteste medizinische Maßnahme zur Normalisierung der Nebenerkrankungen und des Körpergewichtes dar.

Die Entwicklung der Adipositaschirurgie ist gekennzeichnet von stetiger Innovation und Weiterentwicklung etablierter Verfahren, die auf optimale Kontrolle der relevanten Nebenerkrankungen und Reduktion des Körpergewichtes abzielen. Eine geringe Komplikationsrate der Operationen in Verbindung mit dadurch verbesserter Lebensqualität und Reduktion der Nebenerkrankungen gilt es zu gewährleisten. Die Einführung der minimalinvasiven Chirurgie war und ist der Motor dieser Entwicklung.

Der laparoskopische Y-Roux Magenbypass stellt in diesem Zusammenhang den Goldstandard für kombiniert restriktiv-malabsorptive Verfahren dar. Eine sich rasch verbreitende Weiterentwicklung stellt der sogenannte Omega-Loop oder „One Anastmosis Bypass“ dar. Diese Eingriffe sind besonders für adipöse Diabetiker zu empfehlen.

Seit 2011 ist allerdings die laparoskopische Schlauchmagenoperation der am häufigsten in Deutschland durchgeführte Eingriff. Die Schlauchmagenoperation zielt als restriktiver Eingriff primär auf die Verkleinerung des Magenvolumens ab. Ein zusätzlicher hormoneller Effekt ist durch die postoperativ verminderte Sekretion von Ghrelin nachgewiesen. 

Die inzwischen in ersten 10 Jahre Langzeituntersuchungen vorliegenden Daten lassen eine dauerhafte Reduktion des Übergewichtes und der assoziierten Folgeerkrankungen erkennen und belegen die Wirksamkeit dieser bariatrischen Operation. Allerdings ist auch bei diesem an sich restriktiven Verfahren mit der Entleerung der Vitaminspeicher bei nicht durchgeführter Substitution zu rechnen. Im Besonderen ist die Vitamin B12 Unterversorgung und die Eisenmangelanämie beschrieben.

Die einzige etablierte bariatrische Operation die vollständig reversibel ist und dennoch in klinischen Langzeitstudien ausreichende Gewichtsreduktion zeigen konnte ist die Implantation eines anpassbaren Magenbandes (LAGB). 

Leider sind diese Langzeitergebnisse außerhalb von gut kontrollierten Studien mit einer engen postoperativen Patientenführung deutlich schlechter. 

Gründe hierfür sind wahrscheinlich die geringe Schutz gegenüber energiereicher flüssig/breiiger Nahrung, was bei vielen Patienten zu unzureichender Gewichtsreduktion führt, die Anzahl der Bandkomplikationen (Bandmigration, Bandslipping).

Welcher Eingriff unter Berücksichtigung aller Faktoren den Optimalen für einen morbid adipösen Patienten darstellt ist eines der zentralen Forschungsziele in der Bariatrischen Chirurgie.

Essverhalten, Nebenerkrankungen, Voroperationen, BMI, Alter und Geschlecht des Patienten sind nur einige der Faktoren die in die Entscheidungsfindung Eingang finden müssen.

Gerade bei weiblichen Patienten mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung sollte dies ebenfalls die Operationsindikation beeinflussen. 

Der optimale Eingriff für die diese Patientinnen sollte also die malabsorptive Komponente möglichst gering halten und idealerweise im Falle einer Problemstellung während der Schwangerschaft die Möglichkeit der Reversibilität haben. Diese Anforderung erfüllt wie bereits erwähnt zurzeit nur das LAGB, welches aber aus genannten Gründen zunehmend weniger Akzeptanz findet.

Auf der Suche nach einem alternativer Verfahren untersuchen wir die laparoskopische Gastroplikatur.

Die Gastroplikatur ist ebenfalls ein restriktives Verfahren. Die starke Reduktion des Magenvolumens wird jedoch nicht durch Teilresektion des Magens erreicht sondern durch Inversion der Magenwand entlang der großen Kurvatur. Der invertierte Magenanteil wird durch mehrere Nahtreihen fixiert. Dabei wird der Magen nicht eröffnet und kein Magenanteil reseziert. Prinzipiell ist dieser Eingriff durch Entfernen der Nähte als reversibel einzustufen.

Die Entwicklung der bariatrisch/metabolischen Operationen ist keineswegs abgeschlossen. Die konstante klinische Forschung in diesem Bereich zeigt, daß eine weitere Verbesserung der Behandlungsergebnisse zu erwarten ist. Erweitert werden in naher Zukunft die laparoskopischen Operationen durch rein endoskopische Verfahren.

Im RKH Adipositaszentrum Nordwürttemberg führen wir alle die oben genannten Eingriffe, sowie Umbauoperationen nach bereits erfolgten Eingriffen mit hoher Kompetenz und Routine durch.

 

Wir beraten sie gerne!

Ernährungstherapie

Die Ernährungstherapie ist die Grundlage für eine erfolgreiche und vor allem langfristige Gewichtsreduktion. Auch nach einem bariatrischen Eingriff ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre Ernährung und auch Ihr Ernährungsverhalten an Ihre neue Lebenssituation anpassen, da Sie sonst auch nach einem bariatrischen Eingriff wieder Gewicht zunehmen können.

Unser Fachpersonal begleitet und unterstützt Sie in Ernährungsfragen vor, während und nach bariatrischen Eingriffen.

Selbsthilfegruppe Adipositas

Wann: immer jeden letzten Mittwoch im Monat um 19:00 Uhr
Wo: Konferenzraum II (4. OG) Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen
Kontakt: Simone Walter, Tel.: 0176/41 69 13 22, Email: walter-steinheim(at)t-online.de
Anmeldung: nicht erforderlich

Termine:

28.02.2024Dr. Daniel Kopf: Adipositas und Diabetes Mellitus - was ändert sich bei Gewichtsabnahme nach bariatrischen Eingriffen

24.04.2024

Dipl.-Troph. Sarah Heß: Supplementation nach bariatrischer Chirurgie - was ist sinnvoll

20.10.2024

Dr. Michael Müller: OP-Techniken - Was tun wenn die Abnahme nicht ausreichend ist