Pressemitteilung

Kinderchirurgie im RKH Klinikum Ludwigsburg erweitert Sprechstunde nach internationalem Vorbild

Team zur ganzheitlichen und umfassenden Betreuung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen

Foto und Fotograf: Radboud Universitätsklinikum in Nimwegen/Holland, Jan Sabo BU: Dr. Susanne Eberlein (2. von links) und Prof. Dr. Ivo de Blaauw (Bildmittte) mit dem Team des international Observership in Nimwegen

Etwa eines von 4000 Kindern kommt mit einer angeborenen Fehlbildung des Afters (Anus) und des Enddarms (Rektum) zur Welt. Über die Ursachen dieser in der Fachsprache als anorektale Malformationen bezeichneten Erkrankungen ist bis heute leider wenig bekannt. Die Bandbreite reicht von Kindern mit geringen Fehlbildungen, die relativ einfach behandelt werden können und eine sehr gute Prognose haben, bis hin zu Kindern mit hochkomplexen Fehlbildungen, bei denen mehrere Operationen und eine intensive Betreuung über mehrere Jahre hinweg notwendig sind. So kommen beispielsweise Kinder zur Welt, die keinen After, also keinen Darmausgang haben. In diesem Extremfall muss bereits kurz nach der Geburt innerhalb der ersten zwei Lebenstage operiert werden. Neugeborene mit anorektalen Malformationen werden von den Kinderchirurgen im RKH Klinikum Ludwigsburg betreut und operiert. Doch neben den Operationen spielt auch die ganzheitliche, umfassende Betreuung der Kinder eine wesentliche Rolle für eine erfolgreiche, langfristige Behandlung. Das heranwachsende Kind soll irgendwann sauber und trocken werden, was es allerdings erst erlernen muss. Dazu gehört auch, den Beckenboden und die Schließmuskulatur zu beherrschen. All dies wird von den Kinderärzten und den Kinderchirurgen während der Entwicklung bis ins junge Erwachsenenalter mitbetreut.

Die Sektion für Kinderchirurgie im RKH Klinikum Ludwigsburg hat sich zum Ziel gesetzt, die bereits etablierte operative Betreuung dieser Fehlbildungen nach dem Vorbild renommierter internationaler Zentren im Sinne einer ganzheitlichen und interdisziplinären Betreuung auszubauen. Dr. Susanne Eberlein, Oberärztin der Sektion Kinderchirurgie, hat dazu Kontakte zum Radboud Universitätsklinikum in Nimwegen/Holland aufgebaut, wo seit mehreren Jahren sehr gute Erfahrungen mit einer Betreuung der Kinder in einem wesentlich größeren, fach- und berufsgruppenübergreifenden Team unter der Leitung von Prof. Ivo de Blaauw gemacht werden. Die dortige Teamzusammenstellung besteht aus etwa sieben Fachspezialisierungen und betreut die Kinder weitaus engmaschiger und umfangreicher als in deutschen Kliniken üblich. Zudem konnte für den wissenschaftlichen Zirkel zur Weiterentwicklung mit Professorin Dr. Paola Midrio, Chefärztin der Kinderchirurgie des regionalen Krankenhauses in Treviso/Italien und Lehrbeauftragte an der Universität von Padua, eine Expertin gewonnen werden, die ihre Erfahrungen bei weiteren Operationsmethoden und dem Aufbau einer Sprechstunde für diese Kinder einbringen konnte.

Im Rahmen des Austausches über den interantionalen Zirkel war es möglich, dass Fr. Dr. Rassouli-Kirchmeier hier bereichernd an einem gemeinsamen Observership in der Kinderchirurgie beraten hat.

„Dank des regelmäßigen Austausches mit diesen internationalen Referenzzentren und dem Kennenlernen ihrer Konzepte, ergeben sich weitere Ideen und Impulse, die uns bei dem Ausbau unserer Leistungen und der Umsetzung ähnlicher Strukturen und Prozesse im RKH Klinikum Ludwigsburg helfen“, sagt Dr. Susanne Eberlein.

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse hat sich die Kinderchirurgie nun das Ziel gesetzt, die von diesen Fehlbildungen betroffenen Kinder noch umfassender und engmaschiger zu betreuen und ein Team ganz im Sinne der internationalen Vorbilder zu erweitern. Das Team soll aus Kinderchirurgen, Kinderärzten, Pflegemanagerinnen, Stomatherapeuten, Vertretern des Vereins Aufwind und der Fachstelle Frühe Hilfen, Psychologen, Sozialpädagogen und Gastroenterologen bestehen. Angedacht ist gegebenenfalls auch eine Anbindung an die Selbsthilfegruppe Soma. Eberlein: „Eine wertvolle Ergänzung für das Team wären auch speziell ausgebildete Physiotherapeuten, die über eine umfangreiche Ausbildung im Bereich des Beckenbodens bei Kindern verfügen“. Denn solche Physiotherapeuten, die erlernt haben, wie das Kind bei der Darmentleerung angeleitet und trainiert werden kann, gibt es bislang vor allem in anderen Ländern.