Pressemitteilung

Neu: Bluttest erlaubt die rasche Diagnose einer Hirnblutung bereits vor Einweisung in ein Krankenhaus

Künftig könnten schon beim Transport in die Klinik geeignete Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden

Patienten mit einer plötzlich aufgetretenen Bewusstlosigkeit – einem Koma - stellen einen medizinischen Notfall dar. Einem solchen Koma können verschiedenartigste Ursachen zugrunde liegen. Diese reichen von schweren Blutungen im Schädelinneren über epileptische Anfälle bis hin zu internistischen Ursachen wie einer Lungenembolie oder einer Über- oder Unterzuckerung bei Diabetes. Für Rettungsdienste und Notärzte stellen Patienten mit plötzlichem Koma daher eine besondere Herausforderung dar, da sie unmittelbar über die Einleitung erster Behandlungsmaßnahmen entscheiden und die Patienten in geeignete Kliniken bringen müssen. Erst die Bildgebung durch eine Computertomographie-Aufnahme im Krankenhaus gibt Aufschluss darüber, ob eine schwere Gehirnerkrankung als Ursache des Komas vorliegt oder nicht.

Einem Forscherteam um Professor Dr. Christian Förch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie im RKH Klinikum Ludwigsburg, ist es gelungen, ein Eiweiß zu identifizieren, das im Falle von Blutungen im Schädelinneren explosionsartig aus den zerstörten Hirnzellen freigesetzt und in das Blut geschwemmt wird. Über ein Schnelltest-Messgerät ist die Bestimmung dieses Eiweißes, des sogenannten sauren Gliafaserproteins (GFAP),  innerhalb weniger Minuten aus einer Blutprobe möglich. Wie in einer aktuell veröffentlichten Forschungsarbeit in der Fachzeitschrift „Critical Care“ dargestellt (Critical Care 2024 28:109), lassen sich hierdurch Blutungen im Schädelinneren bereits in der Phase vor der Krankenhausaufnahme zuverlässig erkennen. „Diese Entwicklung bietet dem Rettungsdienst und den Notärzten zukünftig die Möglichkeit, unmittelbar eine erste diagnostische Einordnung vornehmen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können. Dies betrifft insbesondere die Kontrolle des Blutdrucks und die gezielte Zuweisung in eine Klinik mit einer neurochirurgischen Abteilung“, so Dr. Love-Preet Kalra, Ärztin der Schlaganfall-Schwerpunktstation im Ludwigsburger Klinikum, die am 8. Februar 2024 bei der Internationalen Schlaganfall Konferenz in Phoenix/USA den Paul Dudley White International Scholar Award für ihre Forschungsarbeit zu GFAP entgegen nehmen durfte.

„Im Rahmen einer weiteren Studie werden wir nun Rettungshubschrauber in Baden-Württemberg mit einem Schnelltestgerät für dieses Eiweiß ausstatten. Dies wird helfen, die Versorgung schwerstbetroffener neurologischer Patienten weiter zu optimieren“ führt Professor Förch weiter aus. Die Klinik für Neurologie am RKH Klinikum Ludwigsburg betreibt eine der größten Schlaganfallschwerpunktstationen – auch Stroke Unit genannt - in Deutschland. Pro Jahr werden hier rund 1500 Patienten mit einem Schlaganfall behandelt.